Am Rand des Abgrunds: Der Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) 2022
Prognosen über irreversible Konsequenzen. Die Welt, so wie wir sie kennen, würde ernsthaft aus den Fugen geraten. Und was macht die Menschheit? Der jüngste Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) enthält dringende Warnungen, um den Klimawandel rückgängig zu machen, und wenig Hoffnungsschimmer.
Am 28. Februar 2022 wurde der jüngste Bericht der II. Arbeitsgruppe zum Sechsten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) über den Klimawandel veröffentlicht. Dieser ist das Ergebnis von über 34.000 wissenschaftlichen Studien zum Thema weltweit, und die Innovation darin ist die Vernetzbarkeit vom Klimawandel, der Krise der biologischen Artenvielfalt und der sozialen Ungleichheit. Der am häufigsten erwähnte Parameter, der „Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt“, ist der, auf jede nur mögliche Weise zu vermeiden, dass die durchschnittliche globale Temperatur 1,5 °C ansteigt, da dies laut der Naturwissenschaft irreparable Konsequenzen mit sich bringen würde 1.
Im Bericht liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Linderung, um damit dem Klimawandel zu trotzen und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Es wird anerkannt, dass gesunde Ökosysteme besser den Schlägen entgegentreten, die von extremen Phänomenen erzeugt werden, und deshalb ist es notwendig, geschwächte Ökosysteme wiederherzustellen, so dass «30 bis 50% der Erdoberfläche, Süßwasserquellen und Meereslebensräume konserviert werden 2», wobei wir Menschen die ersten Nutznießer sind. Durch die kostenlosen Dinge, die uns von der Natur bereitgestellt werden, wie Frischwasser, Lebensmittel und Kohlenstoffbindung, liegt die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme in unserem größten Interesse. Daher der laute Aufruf zum Handeln und zum Beiseitelegen der „halbherzigen Maßnahmen“, um diese Krise zu überwinden 3.
Beweis des fatalen Schicksals, das sich gleich um die Ecke befindet, ist der Verlust der Widerstandsfähigkeit im tropischen Amazonas-Urwald. Dies ist ein Phänomen, das bereits seit 20 Jahren besteht und die Hauptursache ist die Abnahme der Niederschläge, die in den Gegenden nahe der menschlichen Siedlungen noch spürbarer ist. Ohne Widerstandsfähigkeit haben die Amazonaswälder Schwierigkeiten, sich „von Störungen wie Trockenheit, Holzeinschlag und Waldbränden zu erholen 4“. Das Amazonasgebiet befindet sich an einem Scheideweg: Wo heute noch reichhaltige und üppige Ökosysteme existieren, wird es vermutlich innerhalb von Jahrzehnten nur noch Grassteppen geben. Der Schaden für die Menschheit wäre unermesslich mit dem Verschwinden der weltweit einzigartigen Fauna und Flora, dem Verlust von 90 Mrd. Tonnen Kohlendioxid, das in den Bäumen und Böden gespeichert wurde, und ernsthaften Veränderungen der klimatischen Muster des Planeten 5.
Ein weiterer Hinweis der dramatischen Klimasituation ist das Schwinden der Gletscher weltweit. An Orten wie Ecuador und Kolumbien, wo diese keine große Fläche einnehmen, würde ihr Verschwinden offensichtliche Veränderung in den Ökosystemen der Einöde bringen, sowie Probleme in der Wasserversorgung und -regulierung für die Zukunft. Zwei eisbedeckte Berge befinden sich bereits in einer irreversiblen Situation: zum einen der Carihuayrazo, der bereits 95% seines Gletschers verloren hat und bei dem davon ausgegangen wird, dass er in den kommenden drei bis vier Jahren komplett abschmelzen wird, und der südliche Iliniza, der in derselben Gefahr steht. Doch dieses Phänomen beeinträchtigt die gesamten ecuadorianischen Anden, die in einem Zeitraum von 40 Jahren zwischen 40 und 50% der Gletscher verloren haben, die sich früher über 92 km2 erstreckten und jetzt nur noch über 43,5 km2 6. Ein Beispiel dieser Realität ist der Vulkan Cotopaxi, berühmt unter Bergsteigern und Touristen, dessen Gletscher sich von 20,5 km2 1977 auf 10,5 km2 2016 reduziert hat 7. Die Gründe sind die bereits bekannten, die bei der Mehrheit plötzlicher Ereignisse, vor denen im IPCC gewarnt wird, dieselben sind: die Zunahme der Treibhausgase (THG), Abholzung und flächendeckende landwirtschaftliche Nutzung.
Die Ozeane haben bereits den „Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt“ erreicht. Eine Studie zeigt, dass die Temperaturen, die früher als „ungewöhnlich“ galten, heute normal sind. Die Daten wurden über einen Zeitraum von 150 Jahren gesammelt und zeigen an, dass heute 57% der Meeresoberfläche die extremsten Temperaturen übersteigt, die zwischen 1870 und 1919 gemeldet wurden. Das zerstört das Leben im Meer: Korallen und Algenwälder sterben ab, Wasservögel sterben an Entkräftung und Fische und andere Geschöpfe müssen weite Distanzen überbrücken, um kühleres Wasser zu finden. Dies sind keine möglichen Zukunftsszenarien, es gibt sie bereits heute 8.
Das aktuelle Jahrzehnt ist ausschlaggebend. Wir nähern uns gefährlich einer Zunahme von 1,5 °C der durchschnittlichen, weltweiten Temperatur und damit Einschnitten in jedem Bereich der Natur. Orte wie das Amazonasgebiet, die Gebirgskette der Anden und unsere Ozeane erleben bereits aggressive Veränderungen, die das Leben, so wie wir es bisher kennen, verändern. Unsere Generation kann nicht behaupten, sie wisse nichts über die Konsequenzen der Untätigkeit, und trotzdem gibt es noch ein kleines, aber wertvolles Fenster der Chance, um Jahrzehnte der übermäßigen Ressourcenausbeutung, der absurden Verschmutzung und des unorganisierten Wachstums zurückzudrehen.
1 IPCC. 2022. Climate change: a threat to human wellbeing and health of the planet. Taking action now can secure our future. https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/resources/press/press-release/#:~:text=In%20May%202019%20the%20IPCC,greenhouse%20gas%20emissions%20and%20removals.&text=The%20Working%20Group%20III%20contribution,scheduled%20for%20early%20April%202022. Letzter Zugriff: 27.03.2022
2 Id.
3 Id.
4 CNN. 2022. Amazon near tipping point of shifting from rainforest to savannah, study suggests. https://edition.cnn.com/2022/03/07/americas/amazon-tipping-point-climate-scn/index.html. Letzter Zugriff: 30.03.2022
5 Id.
6 UNDP. 2019. Ecuador está perdiendo sus nevados. https://www.ec.undp.org/content/ecuador/es/home/blog/2019/ecuador-esta-perdiendo-sus-nevados.html#:~:text=La%20cobertura%20actual%20de%20los,en%20los%20pr%C3%B3ximos%205%20a%C3%B1os. Letzter Zugriff: 02.04.2022
7 ECUAVISA. 2022. Volcán Cotopaxi, el gigante que va perdiendo sus glaciares. https://www.ecuavisa.com/tendencias/medioambiente/volcan-cotopaxi-el-gigante-que-va-perdiendo-sus-glaciares-JB1535579 . Letzter Zugriff: 07.04.2022
8 Science News for Students. 2022. World’s oceans have warmed to a ‘point of no return’. https://www.sciencenewsforstudents.org/article/ocean-extreme-heat-wave-past-climate-new-normal. Letzter Zugriff: 25.03.2022